20.37 Uhr zeigte die Uhr am 23. Mai 1992 im Berliner Olympiastadion, als bei Spielern und Fans von Hannover 96 alle Dämme brachen. Der Däne Michael Schjönberg-Christensen behielt gegen Borussia Mönchengladbachs Torhüter-Ikone Uwe Kamps die Nerven, verwandelte den entscheidenden Schuss im Elfmeterschießen und schrieb Pokal-Geschichte – zum ersten Mal in der langen Historie des DFB-Pokals hatte sich ein Zweitligist den Pott gesichert.
Der wahre Held der Niedersachsen war jedoch nicht Schjönberg-Christensen, sondern 96-Keeper Jörg „Colt“ Sievers. Der damals 26-Jährige lag im Elfmeterschießen gleich zweimal goldrichtig. Erst parierte Sievers gegen Karlheinz Pflipsen, und auch den folgenden Elfmeter von Holger Fach wehrte er ab – beide aus seiner Sicht halbhoch links.
Bereits im Halbfinale gegen den Cupverteidiger Werder Bremen hatte Sievers 96 ins Endspiel gehievt. Der „Colt“ traf selbst beim letzten Elfmeter für Hannover und hielt den von Marco Bode geschossenen letzten Bremer Elfmeter.
Der 23. Mai, dieses Datum und Hannover 96 verbindet eine innige Liebesgeschichte. Auf den Tag genau 38 Jahre vor dem Pokalsieg hatten sich die Hannoveraner ebenfalls als absoluter Underdog den Meistertitel 1954 gegen die Star-Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern gesichert. Der FCK stellte mit Horst Eckel und Fritz Walter zwei Spieler, die keine zwei Wochen später als wichtige Stützen der deutschen Nationalmannschaft den WM-Titel im legendären Endspiel im Berner Wankdorf-Stadion gegen Ungarn (3:2) feierten.
(SID)