Das Spiel verloren und doch ein „Finale“ vor Augen: Trotz einer verdienten 0:2 (0:1)-Niederlage beim FC Sevilla darf der VfL Wolfsburg noch auf ein Überwintern auf der europäischen Fußballbühne hoffen.
Die Niedersachsen müssen dafür in der Champions League ihr letztes Gruppenspiel gegen den OSC Lille gewinnen. Dann fehlt allerdings der gelbgesperrte Nationalstürmer Lukas Nmecha. Torschützen für die Gastgeber waren Joan Jordan in der 13. Minute und Rafa Mir in der Nachspielzeit (90.+7).
Gegen den ehemaligen Supercup-Gewinner hatte die Mannschaft von Trainer Florian Kohfeldt, der erstmals mit den Wölfen ein Spiel verlor, aber wenig zu bestellen. Die in der Königsklasse bislang sieglosen Andalusier beherrschten weitgehend das Spielgeschehen und ließen die Gäste kaum zur Entfaltung kommen.
Vom Anpfiff weg strahlten die Platzherren eine große Dominanz aus. Wolfsburg wurde tief in die eigene Hälfte gedrückt. Ein Kopfball von Jules Kounde (10.) war allerdings für Pavao Pervan eine leichte Beute. Der Österreicher kam zu seinem Champions-League-Debüt als Ersatz für den positiv auf Corona getesteten Stammkeeper Koen Casteels.
Doch 180 Sekunden später war der 34-Jährige geschlagen. Nach einer Flanke des Ex-Schalkers Ivan Rakitic war Jordan per Kopf erfolgreich. Sichtlich verärgert wühlte Trainer Florian Kohfeldt in den Taschen seines edel glänzenden Sakkos, einen frühen Rückstand hatte der 39-Jährige unbedingt vermeiden wollen.
Auch in der Folgezeit änderte sich an der Überlegenheit der Andalusier wenig, auch wenn sich die Hintermannschaft der Gäste nun stabilisierte. Und auch nach vorne setzten die Niedersachsen zumindest einen ersten Nadelstich: Torjäger Lukas Nmecha zog aus 18 Metern ab (23.), Sevilla-Keeper Yassine Bono lenkte den Schuss an die Querlatte.
Die Wolfsburger Probleme nahmen auch nach dem Seitenwechsel nicht ab. Wie schon in den ersten 45 Minuten krankte das Spiel des von 400 Fans nach Spanien begleiteten Bundesliga-Sechsten an ungenauem Passspiel und Ideenlosigkeit in der Offensive. Sevilla-Coach Julen Lopetegui konnte das Geschehen im Stadion Ramon Sanchez-Pizjuan durchaus gelassen verfolgen.
Kohfeldt hingegen wurde immer unruhiger und reagierte in der 66. Minute: Yannick Gerhardt, an dem die Partie zumeist vorbei lief, wurde durch Maximilian Philipp ersetzt, um den Druck auf Sevilla zu erhöhen.
Doch auch diese personelle Maßnahme fruchtete zunächst nichts. Angetrieben von 30.000 Zuschauern war Sevilla einem zweiten Tor deutlich näher als der VfL dem Ausgleichstreffer. Weiterhin war der Tabellendritte der Primera Division ballsicherer und kombinationsstärker als sein Gegner.
Und noch einmal versuchte Kohfeldt alles: Zwei Offensivkräfte – Paulo Otavio und Dodi Lukebakio – sollten in der Schlussviertelstunde die sportliche Wende erzwingen.
Text und Fotos: SID
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