Köln (SID) – Das hagere Gesicht, sein Haarschnitt „vorne kurz, hinten lang“, die Art, wie er Fußball spielte, mögen vielen schon nicht mehr im Gedächtnis sein. Doch Andres Escobar ist nicht nur in Kolumbien „inmortal“. Unsterblich, weil er ein Eigentor bei einer WM erzielte – und weil er dafür mit seinem Leben bezahlte.
Am 2. Juli 1994 rissen ihn sechs Revolver-Kugeln jäh aus allen Träumen – von der bevorstehenden Hochzeit, von dem sich anbahnenden Wechsel zum italienischen Spitzenklub AC Mailand. Mit 27 Jahren lag er blutüberströmt in seinem Auto auf dem Parkplatz der Diskothek „El Indio“ in Medellin, verstarb in einem Krankenhaus, noch ehe an jenem Samstag die Sonne aufging.
„Eigentor, Andres, Eigentor“, sollen seine Mörder gerufen haben. Zehn Tage zuvor war der Verteidiger mit der Nummer 2 auf dem Rücken bei der WM in den USA im Gruppenspiel gegen den Gastgeber in eine Hereingabe der US-Spieler gerutscht, fälschte dabei den Ball unglücklich zum 0:1 ins eigene Tor ab. Kolumbien verlor 1:2 und schied am Ende als Gruppenletzter in der Vorrunde aus.
Der Treffer wurde zum Sinnbild einer nationalen Tragödie. Ausgerechnet Escobar, den sie daheim wegen seiner aufrechten Art „caballero del futbol“, den Fußball-Gentleman, nannten, stigmatisierten viele Landsleute als Personifizierung der Desillusion.
Text und Fotos: SID
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