Amsterdam (SID) – Die beeindruckende Reise geht weiter: Die dänische Nationalmannschaft hat mit geballter Ajax-Power in Amsterdam und dem Geist von 1992 für den nächsten emotionalen Höhepunkt nach dem Drama um Christian Eriksen gesorgt. Durch das 4:0 (1:0) gegen Wales mit Superstar Gareth Bale zogen die Skandinavier ins Viertelfinale bei der Fußball-EM ein – und befeuerten die Hoffnungen auf eine neue Sensation.
Auf den Tag genau 29 Jahre nach dem EM-Finaltriumph gegen Deutschland in Göteborg schossen der frühere Ajax-Profi Kasper Dolberg (27./48.) bei seiner Rückkehr in die Johan-Cruyff-Arena sowie Joakim Maehle (88.) und Martin Braithwaite (90.+4) die Mannschaft von Trainer Kasper Hjulmand in die nächste Runde. Es war der erste Sieg in einem K.o.-Spiel seit jener EM, bei der Danish Dynamite überraschend als unbekümmerter Außenseiter zum Titel gestürmt war. Die Dänen treffen im Viertelfinale in Baku am Samstag (18.00 Uhr) auf die Niederlande oder Tschechien.
Der Waliser Harry Wilson kassierte in der Schlussphase wegen groben Foulspiels Rot (90.) – eine harte Entscheidung des deutschen Schiedsrichters Daniel Siebert. Für Bale und Co. ist der Traum von einer Wiederholung des Erfolgs bei der EM vor fünf Jahren dagegen geplatzt – damals waren die „Drachen“ bei ihrer Premiere sensationell erst im Halbfinale gescheitert.
Eriksen war auch in Amsterdam nicht im Stadion, dafür aber erneut das riesige Trikot mit der „10“ – ebenso wie Ministerpräsidentin Mette Frederiksen und Tausende dänische Fans, die für eine stimmungsvolle Kulisse beim ersten „EM-Auswärtsspiel“ ihrer Mannschaft sorgten. Der Glaube an einen Turnierverlauf, den nicht wenige unmittelbar nach Eriksens Zusammenbruch kaum mehr für möglich gehalten hatten, war nach dem Gruppenfinale nochmals gestiegen.
„Der Hunger und die Träume sind groß“, betonte Kapitän Simon Kjaer. Doch in Eriksens alter Heimat Amsterdam, wo der Mittelfeldmann vier Jahre im Ajax-Trikot gespielt hatte und zum Star gereift war, taten sich die Dänen gegen das körperlich robuste Team von Trainer Robert Page zunächst schwer. Den ersten Warnschuss setzte Bale (10.) knapp vorbei.
Erst nach rund 20 Minuten, als Hjulmand auf 4-3-3 umstellte und Andreas Christensen an der Seite des Dortmunders Thomas Delaney und des früheren Münchners Pierre-Emile Höjbjerg ins Mittelfeld rückte, agierten die Dänen strukturierter – mit Erfolg. Dolberg, der den angeschlagenen Leipziger Yussuf Poulsen im Sturmzentrum vertrat, erzielte von der Strafraumgrenze die Führung.
Hjulmands Elf setzte gleich nach und drückte umgehend auf den zweiten Treffer – immer mittendrin: Dolberg. Auf der Gegenseite blieb Bale dagegen blass, der Anfangsschwung der überforderten Waliser war spätestens nach dem Rückstand verpufft. Maehle (45.+1) traf kurz vor der Pause das Außennetz.
Dänemark blieb spielbestimmend und erwischte einen perfekten Start in den zweiten Durchgang. Dolberg profitierte von einem fatalen Fehlpass des Walisers Neco Williams und vollstreckte aus kurzer Distanz eiskalt. Proteste bei Siebert von Bale, der ein Foul in der Entstehung an Kieffer Moore gesehen haben wollte, blieben wirkungslos.
Mit der komfortablen Führung im Rücken kontrollierten die Dänen clever die Partie – und blieben mit einem Fernschuss von Mathias Jensen (66.), der nach einer Stunde für Delaney gekommen war, gefährlich. Bale und Co. fiel in der Offensive dagegen wenig ein, einzig Joe Allen (67.) tauchte noch einmal im dänischen Strafraum auf.
Text und Fotos: SID
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