Berlin (SID) – England-Experte Dietmar Hammann hat Fußball-Bundestrainer Joachim Löw vor dem EM-Achtelfinale der deutschen Nationalmannschaft am Dienstag (18.00 Uhr/ARD und MagentaTV) in London gegen die Three Lions zu einer erfolgsorientierten Planung gemahnt. Der Coach sei „bekannt für seine Loyalität gegenüber seinen Spielern. Das zeichnet ihn seit Jahren aus. Was aber die Aufstellung gegen England betrifft, gibt es keinen Grund, Rücksicht auf irgendeinen Spieler zu nehmen. Es geht darum, die beste Startelf für genau dieses Spiel zu finden“, sagte der frühere Vizeweltmeister in einem Interview mit der Tageszeitung Die Welt.
Aus Hamanns Sicht hat Löw im bisherigen Turnierverlauf noch nicht das gesamte Potenzial des deutschen Teams zur Entfaltung kommen lassen. „Der Bundestrainer muss jetzt mal so aufstellen, dass er der Mannschaft die Chance gibt, endlich ihre Stärken besser auszuspielen“, sagte der 47-Jährige und zielt damit auf die Probleme im Offensivbereich ab: „Wir müssen endlich mal anfangen, eine Mannschaft auf den Platz zu schicken, die nach vorn viel mehr agiert. Passiert das nicht, könnte das Turnier am Dienstag für Deutschland bereits beendet sein.“
Eine Ursache für die durchwachsenen Vorrunden-Auftritte des ehemaligen Weltmeisters sieht Hamann in Löws Entscheidung für eine Dreier-Abwehrkette. „Das nimmt uns ein Stück weit die Balance und Kraft, gut nach vorne zu spielen. Wir sind bislang viel zu statisch. Es ist alles zu festgefahren bei uns auf dem Platz. In der Offensive hat niemand die Chance zu glänzen“, meinte der ehemalige Premier-League-Star.
Entsprechend hält Hamann die derzeitige Kritik an Stürmer Leroy Sane unabhängig der Skepsis hinsichtlich Sanes offenkundigen Phlegmas mindestens für etwas überzogen. „So, wie wir bislang spielen, ist es für jeden Offensivspieler schwierig, sich zu behaupten und zu glänzen. In unserem Spiel fehlen Dynamik und das Tempo. Was Sanes Leistung gegen Ungarn angeht, ist die Kritik deshalb nicht ganz fair“, erläuterte der 59-malige Nationalspieler seinen Standpunkt.
Englands Heimvorteil im Londoner Wembley-Stadion hält Hamann für keinen Aspekt von größerer Bedeutung: „Die Engländer haben eine sehr unerfahrene Mannschaft. Ich weiß nicht, wie sie mit dem Druck umgehen. Das deutsche Team hingegen wirkt auf mich gefestigt. Wir haben viele Spieler, für die das eher ein Ansporn ist, wenn sie Tausende Fans gegen sich haben. Es wird unsere Jungs nicht belasten, in London zu spielen.“
Text und Fotos: SID
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