Köln (SID) – Joachim Löw hat tiefe Einblicke in sein Seelenleben gegeben und über Last und Leere in seiner Amtszeit als Fußball-Bundestrainer gesprochen. Selbst nach seinem größten Triumph, dem WM-Titel 2014, sei er „nicht weit weg von einer depressiven Verstimmung“ gewesen, sagte Löw im Interview mit der Wochenzeitung Die Zeit: „Nach jedem Turnier ist da eine Leere.“
In seinem angemieteten Haus auf Sardinien habe er damals viel nachgedacht. „Ich saß da und dachte: Jetzt bin ich hier so allein, wo sind meine Leute, wo ist mein Team, wo sind meine Spieler, wo sind die Ziele?“ Auch nach dem historischen 7:1 im WM-Halbfinale gegen Gastgeber Brasilien habe er Einsamkeit gespürt. „Es war vielleicht das schönste Spiel meiner Karriere, aber es war für mich als Trainer zu viel“, sagte Löw.
Besonders zugesetzt haben ihm schwierige Personalentscheidungen. Es sei furchtbar gewesen, alt gedienten Spielern mitzuteilen, dass sie nicht mehr zum Team gehören: „Natürlich berührt mich das, sehr sogar. Manchmal liege ich nachts wach. Ich bin doch auch ein Mensch.“
Dieses „Wellenbad der Gefühle“ habe ihn „verschlossener“ gemacht, bilanziert Löw: „Das ist der Preis dieses Lebens als Bundestrainer. Ich habe mir so etwas wie einen Panzer zugelegt. Vor allem, als mir so richtig bewusst wurde, eine Person des öffentlichen Lebens zu sein.“
An manchen Tagen sei das „eine schwere Belastung, da sehne ich mich nach Anonymität. Leider gelingt es mir nicht immer, diesen Panzer im privaten Leben einfach abzulegen“. Richtig glücklich, so Löw, sei er zuletzt ganz am Anfang seiner Trainerlaufbahn gewesen, „bei der Amateurmannschaft. Da war die Freude am reinsten“.
Löw beendet nach der EM (11. Juni bis 11. Juli) seine 15-jährige Amtszeit als Bundestrainer. Dass er zur neuen Saison sofort einen Verein übernimmt, hat er ausgeschlossen.
Text und Fotos: SID
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