Im Hamburger Volksparkstadion läuft die vierte Minute der Nachspielzeit. Und Patrik Andersson läuft an. Stefan Effenberg tippt den Ball kurz an und der Schwede, dem noch kein einziger Treffer für Bayern München gelungen ist, macht fünf kurze Schritte. Dann drischt er den Ball am herausstürmenden HSV-Keeper Mathias Schober und der Mauer vorbei flach ins linke Toreck.
Direkt neben dem Pfosten schlägt der Ball ein – und zugleich 300 Kilometer entfernt mitten im Herz Tausender Fans von Schalke 04. Als in Hamburg das Netz zappelt, wird aus Freudentränen ein Meer der unendlichen Trauer.
Andersson wird danach nie wieder ein Tor für die Bayern erzielen – und S04 der Meisterschaft bis heute nie wieder so nahe sein wie an jenem 19. Mai 2001.
Exakt vier Minuten und 38 Sekunden fehlen den Schalkern zu ihrem ersten Meistertitel in der Bundesliga. Als um 17.16 Uhr die Partie gegen die SpVgg Unterhaching vorbei ist, scheint der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte perfekt zu sein. Tausende der 65.000 Zuschauer im ausverkauften Parkstadion stürmen jubelnd den Rasen.
Soeben haben die Schalker trotz zweimaligen Rückstandes 5:3 gewonnen. Und in Hamburg liegt der direkte Konkurrent aus München 0:1 zurück. Die Fans liegen sich in den Armen, viele weinen vor Freude. Manager Rudi Assauer nimmt bereits erste Glückwünsche entgegen und im Spielertunnel beginnen die ersten Meister-Interviews.
Den Wenigsten ist in diesen Momenten bewusst, dass in Hamburg noch gespielt wird. Das Drama nimmt seinen Lauf, als ausgerechnet der Ex-Schalker Schober einen Rückpass von Tomas Ujfalusi mit den Händen aufnimmt.
Schiedsrichter Markus Merk entscheidet auf indirekten Freistoß aus nur acht Metern. Für mich war das kein Rückpass“, wird Schober noch Jahre später sagen.
Plötzlich erscheinen auf der Großbildleinwand im Parkstadion die Bilder aus Hamburg und die Menge verstummt. Denn jeder weiß: Ein einziges Tor würde den Bayern reichen. Von seinem unbändigen Siegeswillen getrieben, stürmt Bayern-Torwart Oliver Kahn mit nach vorne, um für zusätzliche Verwirrung im Strafraum zu sorgen. Der Rest ist Geschichte. Bis heute gilt das Saisonfinale 2001 als das spektakulärste und emotionalste, das die Bundesliga je erlebt hat.
Text und Fotos: SID
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