Köln (SID) – DFL-Chef Christian Seifert wünscht sich für den Fußball und andere Sparten der Veranstaltungsbranche mehr Vertrauen in bestehende Hygienekonzepte. „Sich weiter an einem pauschalen Inzidenzwert von 50 zu orientieren, könnte ein Weg ins Nirgendwo sein“, sagte Seifert im Interview mit der FAZ am Sonntag: „Denn ich glaube nicht, dass dieser Wert in absehbarer Zeit und vor allem dauerhaft erreicht wird – obwohl etwa Theater, Bühnen, Musicals oder Kinos nun schon länger geschlossen sind und keine Zuschauer in Stadien oder Hallen dürfen.“
Daraus schließt der Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga: „Also scheinen diese auch vorher nicht die Treiber dieser Pandemie gewesen zu sein. Ich würde mir deshalb wünschen, konzeptionelle Ansätze an der Realität auszurichten.“ Derzeit, kritisierte der 51-Jährige, mache „eine der größten Exportnationen der Welt und die größte Volkswirtschaft Europas das Öffnen und Schließen des Landes davon abhängig, wie sehr man Infektionsketten telefonisch nachverfolgen kann“.
Eine Zuschauerrückkehr beispielsweise in der Fußball-Bundesliga kann sich Seifert bis zum Sommer aber nicht vorstellen. „Auch bei der DFL und den Klubs möchte niemand Geisterspiele. Aber wir haben sie noch immer, weil sie derzeit die einzige zugelassene Möglichkeit für den Spielbetrieb sind“, sagte er: „Und wir werden sie vermutlich bis zum Ende der Saison haben.“
Der Fußball allerdings könne möglicherweise ein Wegweiser aus der Krise sein. „Es geht um die Frage: Wie ermöglichen wir wieder gesellschaftliches Leben? In Sport, Kultur oder einfach nur am Stammtisch. Es geht um das Miteinander und den Austausch von Menschen abseits von Social-Media-Blasen“, erklärte Seifert. „Man sollte es nicht zu hoch hängen. Aber auch das ist letztlich eine Grundlage für ein demokratisches Gemeinwesen.“
Viele und umfassende Hygienekonzepte hätten sich bereits bewährt: „Im Gegensatz zur einen oder anderen privaten Veranstaltung. Diese Konzepte gilt es auf Basis der aktuellen Entwicklungen immer weiterzuentwickeln – auch und gerade mit dem Einsatz digitaler Möglichkeiten.“
Dabei sollte es in Sachen Datenschutz nicht zu zimperlich zugehen: „Wenn jemand, der bei Amazon bestellt, über Facebook kommuniziert und zu jedem Ort, wo er hin muss, bei Google Maps die Adresse eingibt, sagt: Ich möchte meine Daten nicht abgeben, wenn ich auf eine Veranstaltung gehe – dann sollte er eben zu Hause bleiben.“
Fotos: SID
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