Köln (SID) – Gewissenlose Verbrecher haben für einen dunklen Schatten über Italiens bewegenden Abschied von seinem verstorbenen WM-Helden Paolo Rossi gesorgt. Am Tag der Trauerzeremonie für den Fußball-Weltmeister von 1982 in der norditalienischen Stadt Vicenza mit seiner Familie, ehemaligen Mitspielern und Fans brachen Kriminelle in die Villa des Idols in der toskanischen Provinz Arezzo ein und räumten das Haus aus. Der Sarg mit Rossis sterblichen Überresten wurde unterdessen zur Einäscherung nach Perugia überführt.
In Vicenza trugen Rossis Weltmeister-Kollegen Marco Tardelli, Giancarlo Antognoni, Antonio Cabrini und Fulvio Collovati den Sarg ihres früheren Teamkollegen in den Dom. Auf den Sarg legten die ehemaligen Kameraden ein Trikot der Squadra Azzurra mit der Nummer 20, die Rossi bei Italiens WM-Triumph vor 38 Jahren getragen hatte. Rossis jüngste Kinder hielten ein Großporträt ihres Vaters. Vor der Kathedrale skandierten Fans Rossis Namen und applaudierten.
Bei der Zeremonie kondolierten die Spitzenfunktionäre des italienischen Fußball-Verbands FIGC und mehrere Ex-Kollegen Rossis der Witwe. „Ich habe nicht nur einen Freund, sondern einen Bruder verloren. Wir haben so viel gemeinsam erlebt. Auch nach dem Ende unserer Spielerkarriere haben wir uns nie aus den Augen verloren“, sagte Cabrini.
„Paolo Rossi war mehr als ein Symbol, er war die Verkörperung des italienischen Fußballs. Ich hatte die Ehre, zu Beginn meiner Fußballkarriere mit ihm beim AC Milan zu spielen“, sagte Ex-Nationalspieler und Milans heutiger Sportdirektor Paolo Maldini. Rossi, WM-Torschützenkönig 1982, hatte in der Saison 1985/86 in Mailand gespielt, ehe der Torjäger 1987 bei Hellas Verona seine Karriere beendete.
Tausende Fans waren bereits am Freitagnachmittag zum Stadio „Menti“ in Vicenza geströmt, wo Rossis Sarg aufgebahrt worden war. An den Fenstern der Gebäude vor dem Stadion hingen Spruchbänder mit dem Slogan „Rossi Gol“ sowie Bilder des Stars. In Vicenza hatte Rossi mehrere Jahre gelebt. Auf den Spielfeldern aller Ligen wurde am Wochenende eine Schweigeminute zu Ehren des am Mittwoch im Alter von 64 Jahren an einem Lungentumor verstorbenen Rossi abgehalten.
Auf Großbildschirmen sollen die Tore Rossis bei der WM 1982 gezeigt werden. Das Stadion in Rossis Geburtsstadt Prato nahe Florenz soll nach dem legendären Stürmer benannt werden.
In die Trauer besonders von Rossis Witwe Federica Cappelletti mischte sich nach der Trauerfeier in Vicenza durch die Entdeckung des Einbruchs auch Wut. Laut Cappellettis Angaben ließen die dreisten Diebe Schmuck und Bargeld mitgehen. Die Polizei ermittelt.
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