Frankfurt/Main (SID) – Silas Wamangituka vom Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart sorgte am Sonntag mit seinem Treffer zum 2:0 gegen Werder Bremen (Endstand: 2:1) für Aufregung. Der Angreifer hatte sich vor dem leeren Tor erstaunlich viel Zeit gelassen, war ganz gemütlich ein paar Schritte gegangen, schaute sich noch einmal um, ehe er den Ball über die Linie kickte. Schiedsrichter Frank Willenborg zeigte dem Kongolesen die Gelbe Karte für sein Verhalten, doch der Treffer zählte. Wie geht das?
Im Regelwerk des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) heißt es in Regel 12 in Absatz 3: „Ein Spieler ist wegen unsportlichen Betragens zu verwarnen, wenn er sich gegenüber dem Spiel respektlos verhält“. Sollte Willenborg die Verzögerung vor der Torerzielung als respektlos empfunden haben, wäre die Gelbe Karte regeltechnisch korrekt.
Jedoch hätte er dann auch das Tor aberkennen müssen. Denn in Regel 12, Absatz 1 heißt es: „Wenn ein Spieler protestiert, anstößige, beleidigende oder schmähende Äußerungen und/oder Gesten macht oder sonstige verbale Vergehen begeht“, dann müsse dies mit einem indirekten Freistoß geahndet werden.
Rein regeltechnisch hätte Willenborg also entweder auf eine Verwarnung verzichten müssen oder eben gleichzeitig mit der Gelben Karte auch das Tor annullieren und das Spiel mit einem indirekten Freistoß für Bremen fortsetzen müssen. Schiedsrichter-Lehrwart Lutz Wagner hätte die strenge Auslegung unverhältnismäßig gefunden.
„Hätte sich der Spieler etwa auf den Boden gelegt oder hingekniet und den Ball dann mit dem Kopf über die Linie gebracht, wäre das etwas anderes gewesen“, sagte Wagner ntv.de. Doch „wenn einer, wie Wamangituka es getan hat, einfach noch einen Moment vor der Linie wartet, bevor er den Ball auf normale Art ins Tor schießt“, sei die Grenze zu respektlosem Verhalten oder einer Demütigung des Gegner noch nicht überschritten, findet der 57 Jahre alte ehemalige Eliteschiedsrichter.
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