Mönchengladbach (SID) – Kantersieg in Kiew: Angeführt vom eiskalten Alassane Plea ist Borussia Mönchengladbach an einem Gala-Abend zum ersten Sieg in der Champions League gestürmt. Das gnadenlos effiziente Team von Trainer Marco Rose gewann bei Ukraines Meister Schachtjor Donezk dank einer denkwürdigen ersten Halbzeit völlig verdient mit 6:0 (4:0). Mit dem zweithöchsten Auswärtserfolg ihrer langen Europapokal-Geschichte übernahm die Borussia in der schwierigen Gruppe B zur Halbzeit die Tabellenführung.
Der überragende Plea (8./26./78.) mit einem Dreierpack, Christoph Kramer (17.) mit einem abgefälschten Schuss, Ramy Bensebaini (44.) und Lars Stindl (65.) trafen für die spielfreudige Borussia, die nun vom erstmaligen Einzug in die K.o.-Phase träumen darf.
Der Bundesligist zog dem UEFA-Pokal-Sieger von 2009 im leeren Olympiastadion von Kiew früh den Zahn und hielt den Druck hoch. Gegen Real Madrid und Inter Mailand (jeweils 2:2) hatte die Fohlenelf den Sieg zuvor noch aus der Hand gegeben. Nur 1973 bei IB Vestmannaeyjar hat Gladbach im Europacup höher gewonnen (7:0).
Rose hatte vor Anstoß vor den „wuseligen“ Brasilianern gewarnt, von denen gleich fünf in der Startelf der Ukrainer standen. „Wenn wir in der Champions League bleiben wollen, brauchen wir heute ein Ergebnis“, sagte Rose, dessen Elf dann auch konzentriert begann. Anders als in den ersten beiden Begegnungen zeigte die Borussia weder vor der großen Bühne noch vor dem Gegner Respekt.
Der Lohn folgte schnell: Der laufstarke Stefan Lainer wurde auf rechts steil geschickt und bediente mit einem Querpass den im Strafraum lauernden Plea. Anders als am Samstag gegen Leipzig, als der Franzose aus ähnlicher Position das Lattenkreuz getroffen hatte, vollendete er diesmal flach ins linke Eck. Für den 27-Jährigen war es das erste Tor in der Königsklasse, für Gladbach der Auftakt einer denkwürdigen Halbzeit.
Denn das Rose-Team blieb aktiv, nervte Donezk mit aggressivem Pressing und hatte deutlich mehr Ballbesitz. Die Folge war das schnelle 2:0. Kramer feuerte aus 20 Metern einen eher unplatzierten Schuss ab, der jedoch unhaltbar für Schlussmann Anatolij Trubin abgefälscht wurde. Die UEFA wertete den Treffer indes als Eigentor von Walerij Bondar. Kramer war wie Kapitän Stindl und Marcus Thuram in die Startelf zurückgekehrt.
Weil Gladbach nicht nachließ und dem Klub des Milliardärs Rinat Achmetow kaum Luft zum Atmen ließ, folgte schnell der dritte Streich. Plea schloss einen starken Konter aus 22 Metern hoch ins linke Eck ab. Spätestens jetzt stellte sich die Frage, wie der Europa-League-Halbfinalist der vergangenen Saison zuletzt 3:2 bei Real Madrid gewonnen hatte – zumal Bensebaini nach einer Hofmann-Ecke noch vor der Pause nachlegte.
Schachtjor ging mit drei neuen Spielern in die zweite Halbzeit und leistete nun mehr Widerstand. Gladbach blieb aber konzentriert, der rechtzeitig genesene Nico Elvedi behielt in den Innenverteidigung an der Seite von Nationalspieler Matthias Ginter die Übersicht. Stattdessen legte Stindl nach Plea-Vorarbeit das fünfte Tor nach – und Plea selbst später das sechste.
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