Köln (SID) – Franz Beckenbauer stand im Mittelpunkt des emotionalen Höhepunkts der dreitägigen Feier der Weltmeister von 1990, die sich ohne Unterstützung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in der Toskana getroffen hatten – initiiert unter anderem vom damaligen Kapitän und Rekordnationalspieler Lothar Matthäus.
Beckenbauer wurde bei der abschließenden Gala mit Standing Ovations gefeiert. Der Weltmeister-Teamchef von 1990 und Kapitän der WM-Titelträger von 1974 in München revanchierte sich, in dem er sein Lieblingslied „Gute Freunde kann niemand trennen“ anstimmte. Der „Kaiser“ hatte am 11. September sein 75. Lebensjahr vollendet.
15 der 22 WM-Champions von 1990, das Betreuerteam und der Trainerstab hatten sich in der Toskana getroffen. Das „Klassentreffen“ fand im Hotel und Golf Resort Il Pelagone in Gavorrano statt. „Wir waren 1990 ein perfektes Team, mit vielen Charakterköpfen, die sich alle dem Teamgeist untergeordnet haben“, sagte Matthäus.
Mit dabei war auch der ehemalige DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, vor 30 Jahren beim WM-Triumph Mediendirektor des Verbandes. Matthäus hatte im Vorfeld bei Sky von einem „kleinen Bruch“ zwischen der Mannschaft von 1990 und dem Verband gesprochen. „Wir wollen den DFB gar nicht dabei haben“, hatte er betont. Matthäus beklagte, dass ehemalige Nationalspieler keine Freikarten mehr für Länderspiele bekommen.
Dies allerdings sei aus „steuerlichen und rechtlichen Gründen nicht mehr möglich“, hatte Präsident Fritz Keller dem SID gesagt. Er versicherte: „Wir wissen aber, was wir an unseren Sieger-Nationalmannschaften haben.“
Laut Darstellung der Organisatoren wurden in der Toskana alle Schutzmaßnahmen gegen COVID-19 eingehalten, alle Gäste unterzogen sich unmittelbar vor Abflug der eigenen Chartermaschine einem Schnelltest, der bei allen negativ ausfiel.
Neben den Weltmeistern von 1990 waren auch vier WM-Titelträger von 1974, Uli Hoeneß, Sepp Maier, Berti Vogts und Rainer Bonhof sowie der Weltmeister-Kapitän von 2014, Philipp Lahm, der Einladung von Matthäus und Co. gefolgt.
Mit dabei waren auch als Geste für die Wiedervereinigung vor drei Jahrzehnten die einstigen DDR-Auswahlspieler Dixie Dörner, Ulf Kirsten, Andreas Thom, Thomas Doll, Eberhard Vogel, Perry Bräutigam und Jürgen Sparwasser sowie Ex-Sprinterin Katrin Krabbe.
Matthäus: „Im Sommer 1990 wurden wir Weltmeister, im Herbst feierten wir die politische und sportliche Wiedervereinigung Deutschlands, auch deshalb freut es mich, dass so viele der deutschen Fußballfamilie den Weg in die Toskana gefunden haben.“
In Beckenbauer, Matthäus, Jürgen Klinsmann und Philipp Lahm waren vier der sechs DFB-Ehrenspielführer bei der Jubiläumsfeier anwesend. Am 8. Juli 1990 hatte Deutschland im WM-Endspiel in Rom Argentinien mit Diego Maradona durch ein Foulelfmetertor von Andreas Brehme mit 1:0 bezwungen.
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