Köln (SID) – Neue Mannschaft, alte Probleme: Beim großen EM-Schaulaufen hat auch Joachim Löws zweite Garde drei Führungen nicht ins Ziel gebracht. Beim 3:3 (1:0) gegen die Türkei zeigte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft zwar vielversprechende Ansätze und lieferte dem Bundestrainer einige Erkenntnisse, das erste Erfolgserlebnis seit 323 Tagen blieb aber aus.
Ersatz-Kapitän Julian Draxler (45.+1), Debütant Florian Neuhaus (58.) und Luca Waldschmidt (81.) erzielten die Treffer des Gastgebers vor 300 Zuschauern in Köln, Ozan Tufan (50.), Efecan Karaca (67.) und Kenan Karaman (90.+4) bestraften die Nachlässigkeiten des DFB-Teams aber eiskalt. Löw hatte sich schon zuletzt über die leichtfertig verspielten Siege in der Nations League gegen Spanien und in der Schweiz (beide 1:1) mächtig geärgert.
„Wir haben die Türken eingeladen, Tore zu schießen, und es wieder nicht geschafft, den Sieg über die Zeit zu bringen. Du musst es einfach souveräner spielen. Es ist enttäuschend“, sagte Draxler bei RTL: „Am Ende geht es darum, die Spiele zu gewinnen – und das haben wir nicht geschafft.“
Das Löw-Team verpasste zudem für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) den zumindest sportlich positiven Abschluss eines Tages, an dem der Verband durch die Steuerrazzia im eigenen Haus schwer erschüttert wurde.
Durch das Unentschieden tritt die DFB-Auswahl die brisante Reise ins Corona-Risikogebiet Ukraine ohne zusätzliches Selbstvertrauen an. Am Samstag soll in Kiew (20.45 Uhr/ARD) der erste Erfolg im siebten Nations-League-Spiel gelingen. Dann sind auch wieder die gegen die Türken geschonten Stars um Manuel Neuer, Joshua Kimmich und Serge Gnabry wieder dabei.
„Solche Spiele sind da, um zu sehen, welche Spieler in naher Zukunft unsere Startelf verstärken können“, hatte Löw vor dem Anpfiff betont und seine Spieler zu einer mutigen Herangehensweise aufgefordert: „Sie dürfen Fehler machen. Sie sollen aber das zeigen, was sie können.“
Neuhaus hatte seinem Chef besonders gut zugehört. Der Gladbacher forderte immer wieder den Ball und überzeugte mit einigen durchdachten Aktionen.
Auch Benjamin Henrichs begann schwungvoll und demonstrierte, dass er seine Chance nutzen wollte. Nach einer Hereingabe des Leipzigers scheiterte Waldschmidt aber am stark reagierenden türkischen Torhüter Mert Günok, beim Nachschuss stand Draxler knapp im Abseits (7.).
Nach dem ansehnlichen Beginn tat sich der viermalige Weltmeister aber schwer. Die Dreierkette mit Emre Can, Robin Koch und Antonio Rüdiger offenbarte in den ersten 25 Minuten einige Abstimmungsprobleme. Can blockte in höchster Not gegen Karaca (12.), eine Minute später setzte der freistehende Yusuf Yazici den Ball weit über das Tor.
Dem DFB-Team mangelte es bei seinen Offensivaktionen an Tempo und Präzision. Draxler und Kai Havertz traten über weite Strecken der ersten Halbzeit nicht in Erscheinung. Wenn sich Chancen boten, war zudem Günok zur Stelle. Der Schlussmann parierte gegen Julian Brandt (26.) und erneut gegen Waldschmidt (41.).
In der Nachspielzeit gingen die Gastgeber aber dann doch in Führung. Havertz bediente mit seiner besten Aktion des ersten Durchgangs Draxler, der Günok mit einem gefühlvollen Heber keine Chance ließ.
Die kalte Dusche erfolgte aber nach dem Wechsel. Draxler verlor den Ball nach einem unsauberen Pass von Nico Schulz, Brandt agierte im Zweikampf zu zögerlich und Tufan ließ Neuer-Vertreter Bernd Leno mit einem überlegten Schlenzer keine Chance. Drei Minuten später rettete Leno in höchster Not gegen Cengiz Ünder.
Doch die Gastgeber fanden zurück in die Spur. Neuhaus sorgte nach Doppelpass mit Havertz für die erneute Führung. Brandt verpasste den dritten Treffer (62.).
Das sollte bestraft werden: Neuhaus verlor den Ball vor dem eigenen Strafraum an Karaca, Leno war ohne Abwehrchance. Die deutsche Spieler reklamierten zwar ein Foulspiel an Neuhaus, doch es gab keinen Video-Assistenten.
Als auch die Debütanten Jonas Hofmann und Mahmoud Dahoud auf dem Platz standen, erzielte Waldschmidt den dritten Treffer. Glück hatte das deutsche Team, dass der Düsseldorfer Zweitligaprofi Karaman (87.) nur die Latte traf – am Ende schlug er aber doch noch zu.
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