Köln (SID) – Der frühere Bundesliga-Manager Andreas Rettig sieht in den immensen Millionen-Ausschüttungen in der Champions League das hauptverantwortliche Übel für die schwindende Chancengleichheit im Fußball. „Die irren Champions-League-Gelder sind Gift für jeden nationalen Wettbewerb. Sie stören die Competitive Balance, die Chancengleichheit im sportlichen Wettbewerb. Sie schaffen falsche Anreize und verschärfen das sogenannte Rattenrennen“, kritisierte der 57-Jährige im Interview mit den Stuttgarter Nachrichten (Dienstagsausgabe).
Irre Champions-League-Gelder sind Gift
Dabei ging Rettig hart mit der Europäischen Fußball-Union (UEFA) ins Gericht. Ein Wettstreit gegen Oligarchen, Staatsfonds oder staatliche gelenkte chinesische Konglomerate sei seiner Ansicht nach bei seriöser Unternehmensführung nicht zu gewinnen. „Wenn ein Wettbewerb aus sich heraus nicht mehr in der Lage ist, selbst gegebene Regeln im Sinne des Fair-Play-Gedankens umzusetzen, dann muss eben die Politik eingreifen“, forderte der frühere Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL).
Von der „Taskforce Zukunft Profifußball“, die die DFL jüngst ins Leben gerufen hatte, verspricht sich Rettig indes tiefgreifende Reformen. „Es wäre ein echter Vertrauensverlust, wenn nach all den Ankündigungen nichts Greifbares herauskommen würde“, sagte er und forderte eine „Umkehr vom priorisierten Streben nach Umsatzmaximierung“ sowie eine gerechtere Verteilung der Vermarktungserlöse etwa aus Medienrechten.
DFL-Taskforce
Der DFL-Taskforce, die in den kommenden Monaten in drei Arbeitsgruppen zu mehreren Sitzungen zusammenkommen wird, gehören 35 Mitglieder an. Rettig ist nicht darunter. Laut DFL soll sich die Taskforce „ergebnisoffen“ mit den Themen Wettbewerbsbalance, Zahlungsströme, gesellschaftliche Verankerung, Ethik-Richtlinien, Fan-Interessen, wirtschaftliche Stabilität und Förderung von Frauenfußball auseinandersetzen.
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