Orlando (SID) – Nach den Schüssen weißer Polizisten auf den unbewaffneten Schwarzen Jacob Blake im Bundesstaat Wisconsin ist es im US-Sport zu einer Welle des Protests gekommen. – Eine Übersicht des SID:
BASKETBALL (NBA):
Die Milwaukee Bucks lösten die Proteste aus, als sie am Mittwoch nicht zu ihrem Play-off-Achtelfinalspiel gegen Orlando Magic antraten. Die Spieler der Magic warteten in Orlando/Florida auf ihren Gegner, doch die Bucks um den griechischen Superstar Giannis Antetokounmpo kamen nicht. Wenig später sagte die Liga alle weiteren für Mittwoch geplanten Spiele ab. „Wir fordern Veränderungen. Wir haben es satt“, betonte Superstar LeBron James von den Los Angeles Lakers auf Twitter. Noch deutlicher drückte LA Clippers-Coach Doc Rivers seine Wut aus: „Was man hört ist, wie Donald Trump und all die anderen von Angst sprechen. Aber wir sind diejenigen, die getötet werden. Für mich ist es erstaunlich zu sehen, dass wir dieses Land weiterhin lieben, aber dieses Land uns keine Liebe zurückgibt.“
BASKETBALL (WNBA):
Bereits am Dienstag (Ortszeit) hatte Nationalspielerin Satou Sabally die Aufmerksamkeit auf die Diskussion um Polizeigewalt gegen Minderheiten in den USA gerichtet. „Es passieren viele Dinge in dem Land, und wir müssen den Fokus darauf legen“, sagte Sabally, die sich stark gegen Rassismus engagiert. Einen Tag später stand der Spielbetrieb in der WNBA dann still – alle drei angesetzten Partien wurden abgesagt. Die Spielerinnen der Washington Mystics trugen symbolisch weiße T-Shirts mit sieben Einschusslöchern auf dem Rücken. Eines für jeden Schuss in der Rücken Blakes.
TENNIS (WTA/ATP):
Naomi Osaka verzichtete auf ihr Halbfinalmatch bei den Southern & Western Open. „Als schwarze Frau habe ich das Gefühl, dass es viel wichtigere Dinge gibt, die sofortige Aufmerksamkeit erfordern, als mir beim Tennisspielen zuzuschauen“, sagte die ehemalige Weltranglistenerste: „Ich gehe nicht davon aus, dass etwas Drastisches passiert, wenn ich nicht spiele. Aber wenn ich in einem mehrheitlich weißen Sport eine Diskussion in Gang bringen kann, betrachte ich das als einen Schritt in die richtige Richtung.“ Die Organisatoren des von Cincinnati nach New York verlegten Turniers sagten daraufhin die für Donnerstag geplanten Partien ab, erst am Freitag soll der Spielbetrieb wieder aufgenommen werden. Ob WTA und ATP ohne Osakas Entscheidung reagiert hätten, ist fragwürdig.
FUSSBALL (MLS):
Das Statement der MLS war deutlich: „Die gesamte MLS-Familie ist zutiefst erschüttert und schockiert von den sinnlosen Schüssen auf Jacob Blake. Wir stehen an der Seite der schwarzen Gemeinschaft in unserem Land und teilen ihren Schmerz, Wut und Frust. Wir müssen mehr unternehmen, um konkrete Schritte für Veränderungen zu bewirken.“ Und auch die Reaktionen der Mannschaften der höchsten Fußball-Liga der USA war bemerkenswert: Fünf der sechs angesetzten Begegnungen wurden abgesagt.
BASEBALL (MLB):
Die Brewers, das MLB-Team aus dem rund 55 Kilometer nördlich von Kenosha gelegenen Milwaukee, taten es den Bucks gleich und weigerten sich, gegen die Cincinnati Reds zu spielen. Danach wurden drei weitere Spiele verschoben. „Angesichts des Schmerzes in den Gemeinden in Wisconsin und darüber hinaus, respektieren wir die Entscheidung vieler Spieler, heute nicht zu spielen. Wir werden Verbündete sein im Kampf, Rassismus und Ungerechtigkeit zu beenden“, teilte die Liga mit.
EISHOCKEY (NHL):
Während nahezu der gesamte Sport im Land streikte, spielte die NHL weiter. Vor den drei Partien am Mittwoch gab es lediglich eine Schweigeminute. „We Skate for BLACK LIVES“ und „END RACISM“ wurde auf den Videowürfeln und den Panels in den Arenen in Toronto und Edmonton eingeblendet. Zu einem offiziellen Statement sah sich die beste Eishockey-Liga der Welt nicht gezwungen und erntete dafür viel Kritik.
Fotos: SID