Köln (SID) – Fritz Sörgel, Leiter des Instituts für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung in Nürnberg, hat die Deutsche Fußball Liga (DFL) kritisiert. Der Wissenschaftler wirft der DFL vor, bislang nicht untersucht zu haben, wie sich in Zeiten von Corona Aerosole im Stadion verbreiten. „Ich hätte mir vom Fußball erwartet, dass er der Gesellschaft hilft. Der Fußball hätte dabei helfen müssen, zu untersuchen, wie sich der Stadionbesuch in Bezug auf eine Infektion verhält“, sagte Sörgel im Interview mit der Augsburger Allgemeinen (Dienstagsausgabe).
Seine Idee sei es gewesen, „dass man Spiele mit Stadionbesuch simuliert, also mit gesunden Probanden, und dann schaut, wie sich die Aerosole verteilen.“ Das sei im Moment das A und O. Damit hätte man den Menschen auch sagen können, wie hoch das Risiko eines Stadionbesuches sei. „Keinen Alkohol zu erlauben, die Ankunft der Fans zu organisieren, die Nachverfolgbarkeit und die Abstände garantieren – das muss momentan jeder Dorfverein machen“, ergänzte Sörgel.
Wie wertvoll solche Modellversuche seien, habe Sörgel bereits Anfang April betont. Gut werde es an der Uni Halle gemacht. „In Leipzig findet am 22. August ein Konzert statt. Der Eintritt ist umsonst, denn die brauchen 4200 Teilnehmer für eine klassische wissenschaftliche Studie“, erklärte Sörgel. Dort werde dann alles durchgespielt. „Die machen zum Beispiel eine Simulation der Aerosole und wollen dann auch Schlüsse ziehen, wie es für Hallensportarten aussieht. Für die ist das extrem wichtig. Die fahren an die Wand ohne Zuschauer.“
Dass ausgerechnet die DFL mit dem Verweis auf die geringe Zuschaueranzahl bislang nichts dazu beigetragen hat, empfindet Sörgel als „Frechheit“ und betont: „Es geht momentan doch gar nicht um die Frage, ob sich das rechnet. Es geht darum, ob der Fußball wieder Zuschauer aufnehmen darf – ganz prinzipiell.“
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