Als die erste Enttäuschung verflogen war, richtete BVB-Trainer Edin Terzic den Blick nach vorne.
London (SID) – Edin Terzic klatschte enttäuscht in die Hände und zwang sich zu einem gequälten Lächeln, auch Marco Reus und Mats Hummels schlichen mit ihren Silbermedaillen ernüchtert vor der Fankurve entlang. Der Frust war riesig bei Borussia Dortmund, doch als Zehntausende in schwarz-gelb ihre gescheiterten Champions-League-Helden mit Applaus und voller Stolz in eine kurze Nacht verabschiedet hatten, wagte Terzic bereits einen ersten hoffnungsvollen Blick nach vorne.
An diesem Abend, an dem für die Westfalen gegen den „Endgegner“ Real Madrid trotz eines leidenschaftlichen Kampfes der Traum vom zweiten Königsklassen-Triumph platzte (0:2), werde es sicher „schwer“, die Enttäuschung in Motivation für künftige Aufgaben umzuwandeln, sagte der BVB-Coach im ZDF. Ab Sonntag jedoch, fügte er kämpferisch hinzu, sei das „der klare Auftrag“ für die Dortmunder. Beim Bankett im Londoner Norden leckten die Spieler schon in der Nacht im Beisein ihrer Familien und vielen Ehrengästen ihre Wunden.
Wieder einmal hatte der BVB eine Trophäe vor Augen, wieder einmal griff er nicht zu. Es gebe zwar „eine Parallele“ zum dramatischen Bundesliga-Finale des Vorjahres gegen den FSV Mainz 05, als die Mannschaft die fast schon sicher geglaubte Meisterschaft am letzten Spieltag aus der Hand gegeben hatte, nämlich „eine Ecke, durch die wir in Rückstand geraten sind“. Aber: Ansonsten könne man die Spiele nicht vergleichen.
Gegen Real habe sich das Team „ganz anders präsentiert als im vergangenen Jahr. Wir haben eine Mannschaft gesehen, die an sich geglaubt hat, die 100.000 Menschen nach London gebracht hat“, schwärmte Terzic voller Stolz. Nun, da der Traum vom Henkelpott und einem gelungenen Abschiedsgeschenk für Marco Reus geplatzt ist, gehe es darum, „diesen Glauben“ zu bewahren. „Der darf nicht verschwinden, wenn es in der neuen Saison erste Rückschläge geben sollte“, sagte der BVB-Coach, denn „nur mit diesem Glauben entsteht irgendwann einmal Erfolg“.
Dortmund verließ Wembley zwar wie schon 2013 als Verlierer. Das Team, das Real mit aller Kraft herausgefordert, aber seine Chancen ungenutzt gelassen hatte, habe jedoch gezeigt, „dass wir mithalten können mit den Besten der Welt“, betonte Torhüter Gregor Kobel. Er gab zu, dass die vergangenen beiden Jahre schwer für den BVB gewesen seien. „Ich hoffe, dass wir die Gier mitnehmen, immer wieder solche Spiele zu erreichen. Denn das hatten wir nicht immer.“
In der Liga landete Dortmund schließlich auf einem enttäuschenden fünften Platz, gerade so reichte das für die erneute Champions-League-Qualifikation. Die Finalerfahrung werde jedenfalls „trotz der Niederlage wichtig sein für unsere Spieler“, meinte Terzic. Es gebe nicht viele, „die es in ein Champions-League-Finale schaffen. Es gab aber einige, die es verloren haben – und danach trotzdem ein cooles Leben hatten.“
Bild: Edin Terzic war die Enttäuschung anzusehen (© AFP/SID/ADRIAN DENNIS)