München (SID) – Es war wohl das langweiligste Fußballspiel der Geschichte, der glanzloseste Sieg einer deutschen Nationalmannschaft – und zugleich einer der größten Skandale auf WM-Niveau, ein ganz dunkles Kapitel der DFB-Historie. Am 25. Juni 1982 verständigen sich Deutschland und Österreich im letzten Gruppenspiel der Weltmeisterschaft in Spanien nach dem frühen 1:0 durch Horst Hrubesch auf einen „Nichtangriffspakt“.
Und die „Schande von Gijon“ ist geboren. Denn in den restlichen 80 Minuten wird der Ball nur noch hin- und hergeschoben, durch den knappen deutschen Sieg sind beide Mannschaften weiter. Algerien, das zuvor die DFB-Auswahl beim 1:2 bis auf die Knochen blamiert hatte, scheidet tatenlos aus. Ein schwarzer Freitag, an dem die Sportlichkeit über Bord geworfen wird.
Das spanische Publikum pfeift sich während des unwürdigen Schauspiels die Seele aus dem Leib und wedelt mit Taschentüchern, algerische Zuschauer halten empört Geldscheine in die Kameras. ARD-Kommentator Eberhard Stanjek spricht von einer Schande, sein österreichischer Kollege Robert Seeger fordert die Zuschauer zum Abschalten auf.
„Das Geschrei ist groß gewesen, das Spiel war ja auch nicht zum Hinsehen“, sagt der damalige Torhüter Toni Schumacher viele Jahre später. Die deutsche Mannschaft um Paul Breitner oder Karl-Heinz Rummenigge verliert trotz des späteren Finaleinzugs ihr Gesicht.
Die trotzigen Aussagen mancher Beteiligter setzen dem Ganzen die Krone auf. Uwe Reinders erklärt, es interessiere ihn nicht, „wenn Tante Frieda zu Hause Zirkus macht“. Und auch Breitner wollte noch 2006 in einem ZDF-Interview nichts Verwerfliches festgestellt haben. Irgendwann beginne fast jedes Team, ein Ergebnis „zu verwalten“, meinte er lapidar.
Österreichs Delegationsleiter Hans Tschak schlägt dem Fass jedoch den Boden aus. „Wenn jetzt 10.000 Wüstensöhne einen Skandal entfachen wollen, zeigt das doch nur, dass die zu wenig Schulen haben“, sagt er: „Da kommt so ein Scheich aus einer Oase, darf nach 300 Jahren mal WM-Luft schnuppern und glaubt, jetzt die Klappe aufreißen zu können.“
Die Kritik kommt aus aller Welt. Der Telegraaf hat „ein schmutziges Stück Fußball-Porno“ gesehen, die französische Libération schreibt: „Wenn die Algerier Rassismus rufen, haben sie nicht unrecht“. Das spanische Blatt El Comercio veröffentlicht den Spielbericht bei den Polizeimeldungen unter „mutmaßlicher Betrugsfall“.
Jahre später behauptet der Österreicher Walter Schachner, dass es sehr wohl Absprachen gegeben habe. Er selbst habe davon aber „nichts mitbekommen“. Das mag wohl stimmen: Schachner war der Einzige, der nach dem Wechsel überhaupt noch einmal aufs Tor schoss. Deutschlands Ex-Nationalspieler Willi Schulz spricht von einer „stillen Übereinkunft von 22 sportlichen Ganoven“.
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