Es war das Spiel des Jahres auf der Insel. Bei strömendem Regen versammelten sich weit mehr als die zugelassenen 75.000 Zuschauer auf den Holztribünen des legendären Ibrox Park von Glasgow. Im Prestigeduell zwischen Schottland und England waren 51 Minuten gespielt, als es inmitten der brodelnden Masse plötzlich lauthals krachte – und dieses Krachen löste am 5. April 1902 die erste große Stadionkatastrophe im Fußball aus.
Einer der eisernen Stützpfeiler des berühmt berüchtigten West Stand gab unter der enormen Last der Menschenmassen nach, in einer Kettenreaktion riss ein fast 20 Meter langes und drei Meter breites Loch in die Holzkonstruktion der Tribüne. Die Fans hatten keine Chance.
Unzählige Zuschauer fielen in den über zehn Meter tiefen Krater, knallten krachend auf den Boden oder landeten auf anderen Menschen. Viele wurden auch eingeklemmt. Für 25 Menschen kam jede Rettung zu spät. Dazu wurden über 500 Personen verletzt, die meisten schwer. Es war eine Tragödie.
Unglaublich: Das parallel stattfinde Fußballspiel wurde nach 20-minütiger Unterbrechung ungeachtet der Rettungsmaßnahmen fortgeführt, die sichtlich paralysierten Spieler brachten die Partie mit einem friedlichen 1:1 zu Ende.
Wirkungsvolle Konsequenzen hatte das Unglück auch nicht. Die Stadien in Schottland platzten auch danach aus allen Nähten. Und so kam es 1971 im Ibrox Park gleich zur nächsten Katastrophe. Tausende enttäuschte Fans der Glasgow Rangers verließen im Old Firm gegen Celtic Glasgow beim Stand von 0:1 vorzeitig die Arena.
Als in der Nachspielzeit das 1:1 fiel, strömten viele zurück – in die entgegenkommenden Zuschauer. Eine Absperrung brach. 66 Menschen starben in der Massenpanik. In der Folge wurde der Ibrox Park zu einem reinen Sitzplatzstadion umgebaut, der damalige Rangers-Manager Willie Waddell ließ sich dabei vom Westfalenstadion in Dortmund inspirieren.
In Europa sollten dennoch weitere Stadionkatastrophen folgen. Am 29. Mai im Heysel-Stadion in Brüssel stürzte nach einer Massenpanik eine Wand ein, 39 Menschen wurden getötet. Vier Jahre später am 15. April 1989 verloren 96 Menschen im Hillsborough-Stadion von Sheffield ihr Leben.
Text und Fotos: SID
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